Ausstellung

there is no point in being dramatic

trouvaille von Heike Gallmeier

1. –  23. September 2018

Eröffnung am Freitag, den  31.8.2018 um 20 Uhr
ab 22 Uhr: Konzert Bomberjacke

Ohne Grund für Pathos, Katharsis, Dramatik – there is no point – öffnet sich der Raum für Anderes. Ohne Grund erscheint Raum als Räumung, als An- und Abwesenheit von Körper und Material, als Zulassen von Bewegung, als Begegnung zwischen bildenden und darstellenden Künsten. Installationen, Situationen, Performances schaffen eine bühnenhafte Konzentration, verändern Atmosphären, bestimmen oder entgrenzen die Dimensionen – durch Leere oder Einrichtung, durch Aktion, Illusion oder Simulation.

Die Ausstellung lotet experimentell aus, wie ein Raum zwischen Bühne, Performance und fluider Virtualität zu oszillieren vermag. Handlung als Ausstellung, Ausstellung als Möglichkeit. Der Raum in der Schwebe. Die Szene wechselt, ein geteilter Raum.

Beteiligte Künstler*innen und Künstlergruppen
Sujin Bae und Jonathan Lemke
BBB_
Corporation of people’s situations – COPS
Heike Gallmeier
Kalinka Gieseler
Deirdre O’Leary
Achim Lengerer
Rustan Söderling

Situationen, Handlungen, Performances innerhalb der Ausstellung:
13. – 16. September: COPS, Sujin Bae und Jonathan Lemke
20. – 23. September: Sujin Bae und Jonathan Lemke, BBB_
22. September: Konzert von BBB_ zur Museumsnacht


Kalinka Gieseler

Kalinka Gieseler
Kalinka Gieseler: Opening soon - Prada Leipzig, Foto, 2013

Kalinka Gieselers zentrales Interesse gilt der Ästhetik und den Kulissen kommerzieller Räume. Vor allem beschäftigt sie sich dabei mit der Verführungskraft des (fotografischen) Bildes und der Rolle, die ihm in dieser Inszenierung zukommt.

Mit einem sich permanent erweiternden fotografischen Archiv, das die Grundlage für räumliche Installationen bildet, untersucht Gieseler die Politik der Darstellung, löst Bilder und Formen aus ihrem originären Kontext und stellt sie in neue Zusammenhänge. Fotografie nutzt sie dabei als ein physisches Material, das in seiner Form und Nutzung grundsätzlich veränderbar ist und sich selbst immer wieder neu im jeweiligen Raum und Kontext konstituiert.

http://kalinka-gieseler.de

Rustan Söderling

Rustan Söderling
Rustan Söderling: Tannhäuser Gate (Not Really Now Not Anymore), Filmstill, 2018

Auf der anderen Seite einer Allee, bedeckt mit Moos und Weinreben, befindet sich der Eingang. Mit antiken Hieroglyphen überzogene Glastüren, Geldautomat im Inneren, kostenlosem WLAN, Kauf 2 für 1 Cup-Nudeln, Versprechen von unterschiedlichen Heiß- und Kaltgetränken. Jenseits des Portals ist der Nabel und die Achse auf der sich die Welt dreht. Das unterirdische Haus der Venus, Göttin der Begierde. Es wurde gesagt, dass dies der Eintritt in das ewige Verderben war. Hier drehen sich Teilchen ineinander, Welten, die bei ihrer Kollision entstehen. Hier wird die Vergangenheit von der Gegenwart verfolgt, sind alle Generationen gleichzeitig, alle Ereignisse synchron, jedes Ding ist es selbst und eine Metapher für etwas Anderes.

Rustan Söderling zeigt in seiner Videoinstallation Tannhäuser Gate einen scheinbar verlassenen Ort, die endlose Wiederholung der Kamerafahrten um Objekte, Regentropfen auf der Linse beleben subtil. Man erfährt einen Ort, der gleichermaßen von Anwesenheit und Abwesenheit des Menschen und seinen Objekten erzählt. Ein Raum dazwischen, zwischen Vergangenheit und Zukunft, Vision und Fiktion.

http://www.rustansoderling.com

Deirdre O'Leary

Deirdre O’Leary
Mockingbird, Installationsansicht, 2016

Die Arbeiten von Deirdre O’Leary legen die gegenseitige Abhängigkeit von Mensch und Objekt dar. Sie bilden Strukturen ab, die Entwicklung und Transformation zulassen und die Möglichkeit sowie das Potenzial als Option bekräftigen, statt auf autoritäre Ziele und Bedürfnisse zu bestehen. Jedes einzelne Subjekt befindet sich im kontinuierlichen Prozess des Werdens. In der Ausstellung there is no point in being dramatic folgt das Publikum einer ihrer Erzählungen, folgt einem Formenspiel der Sprache und entdeckt eine bei Seite gelegte Requisite.

http://deirdreoleary.com/de

Heike Gallmeier

Heike Gallmeier
Heike Gallmeier: Travelogue, 2017

Heike Gallmeier verarbeitet gefundene Materialien zu skulpturalen Installationen, aus denen meist Fotografien entstehen. In einem fortwährenden Prozess werden immer neue Konstellationen erzeugt: Materialien, Objekte und Bilder befinden sich in Bewegung – durch verschiedenen Räume, Kontexte und Medien. Die Installation "Travelogue" hat ihren Ausgangspunkt in einer Reise der Künstlerin von Berlin nach Northampton. In einem zum mobilen Wohnatelier umgebauten Transporter baute sie täglich neue Installationen aus gefundenen Materialien. In "Travelogue" gruppieren sich eine großformatige Abbildung einer solchen temporären Installation, bearbeitete Fundstücke und auf der Reise entstandene Fotografien, sogenannte Trouvaillen, zu einem dichten Netz von Bezügen.

http://heikegallmeier.de

Sujin Bae und Jonathan Lemke

Sujin Bae und Jonathan Lemke
Sujin Bae und Jonathan Lemke: Das Mütterliche, Foto, 2018

In ihren Performances und Installationen inszenieren Bae und Lemke Konfliktsituationen, Eskalation und Streit. Das oft brutale oder explosive Potenzial wird dem Publikum in speziell konstruierten Situationen vorgeführt. Mitten im großen Ausstellungsraum des Künstlerhauses entsteht ein Bühne en miniature – die zugleich begehbare Installation und Fläche für szenisches Spiel ist. In Das Mütterliche treten Figuren und Wesen in Erscheinung, die versuchen ein Gefühl des Verlusts zum Ausdruck zu bringen, das mit dem Archetyp der Mutter in Verbindung steht. Die Idee, dass sich ein Wesen aus dem anderen herausbildet, leitet die stärkste und mystischste Verbindung ein, die ein Mensch zu einem anderen haben kann. Wie in jeder Liebesform gibt es auch hier eine Kehrseite der Ängste und der geheimen Wünsche. Der Gegensatz zwischen dem Schicksal als Einzelwesen und der Selbstlosigkeit, die nicht zur Ruhe zu bringen ist.

In folgenden Zeiträumen finden Performances von Sujin Bae und Jonathan Lemke in der Ausstellung statt. 13.9.-16.9. + 20.9.-23.9., täglich 18 Uhr

BBB_

BBB_
Fully Accessible Body, Grafik, 2018

BBB_ ist ein technologisch fortschrittliches, interdisziplinäres Projekt, das an der Schnittstelle von Musik, Performance, Kunst, Design und zeitgenössischer Philosophie arbeitet. In der aktuellen Arbeit Fully Accessible Body erstellte das Duo digitale Kopien von sich und ließ diese als Hologramme auf der Bühne performen, gesteuert durch den Herzschlag des Besuchers. Fully Accessible Body ist eine Untersuchung zur autonomen Performance, in der die Anwesenheit physischer Körper nicht mehr notwendig ist. Die Anwesenheit des Publikums und dessen körperliche Reaktion werden zum Hauptmotor für die Show.

Die Performance Fully Accesible Body ist vom 20. bis 23.9.2018 zu den Öffnungszeiten der Ausstellung zu sehen. Ein Konzert findet am Freitag, den 22.9., um 22 Uhr statt.

http://homepage-bbb.com

COPS

Corporation of people's situations - COPS
snipeWorteTrack4, JPEG, 2018

Corporation of people's situations – COPS, arbeiten mit Situationen, Performances und Lectures zum thematischen Cluster Besitz, Gemeinschaft und kollektivem Handlungsraum. Wie ist es möglich, vielen Stimmen gerecht zu werden, die unterschiedliche Positionen vertreten und doch einen Lebensraum teilen? Wie kann das Heterogene und das Divergente organisiert werden, ohne zu homogenisieren und auszuschließen? Wie beeinflussen abstrakte Konzepte wie Global Economy, Eigentum, Staatszugehörigkeit, internationale Abkommen, Immobilienspekulation und Privatisierung die konkreten Möglichkeitsräume für gemeinschaftliche Handlungen und die Verwirklichung von gesellschaftlichen Zukunftsvisionen?

Im Zeitraum vom 13.-16.9. ist die Künstler*innengruppe COPS in der Ausstellung zu unterschiedlichen Zeiten an- wie abwesend, agiert zwischen den Räumen und greift mitunter in das Geschehen ein.

Achim Lengerer

Achim Lengerer
Proben zu Peter Weiss/The Trotsky Rehearsals, Gasworks London, 2013

Achim Lengerer setzt sich in seiner künstlerischen Praxis mit politischen Wirkungs- und Funktionsweisen von Sprache und Text auseinander. Sein Langzeitprojekt Proben zu Peter Weiss/The Trotsky Rehearsals basiert auf seinen langjährigen Recherchen zur Ästhetik des politischen Sprechens im Zusammenhang mit dem Theaterstück Trotzki im Exil (1970) von Peter Weiss (1916-1982). Weiss' Stück erzählt das Leben des marxistischen Theoretikers und Gründers der Roten Armee Leo Trotzki (1879-1940), der sich in Rückblenden an seine Zusammenarbeit, die politischen Auseinandersetzungen und Kämpfe mit seinem anfänglichen Partner und späteren politischen Gegner Wladimir Iljitsch Lenin erinnert. Das selten gespielte und heute fast vergessene Stück führte bereits vor und während der Proben zur Uraufführung im Januar 1970 zu politischen Auseinandersetzungen in beiden Teilen Deutschlands.

Öffentliche Leseprobe in der Ausstellung: TBA

http://www.scriptings.net


Eintritt frei

Öffnungszeiten der Ausstellung:
Do. – So. 16 – 19 Uhr

An den beiden Festivalwochenenden 08.09./09.09. und 15.09./16.09. ist die Ausstellung schon ab 12 Uhr geöffnet.


Veranstaltungsort

Künstlerhaus Dortmund

Sunderweg 1
44147 Dortmund
Bus 453, 460 oder 475: Haltestelle Treibstraße oder 10 - 15 Minuten Fußweg
Das Künstlerhaus Dortmund ist nicht barrierefrei.